Di

30

Jul

2013

Wieder dahoam

30.07.2013. Vor genau einem Jahr landete unser Flugzeug in Cotonou und ich war in Benin. Jetzt liege ich auf dem Teppich in unserem Wohnzimmer, höre beninische Musik und schreibe den seit langer Zeit ersten Blogeintrag aus Deutschland. Ich hatte euch erzählt, dass mir der Abschied leichter fallen wird, weil ich mich so sehr auf Deutschland freue. Als er dann aber da war, war es doch ziemlich schwer für mich und tat sehr weh. Wir haben an unserem letzten Abend in Alédjo eine große Abschiedsfeier gemacht, zusammen mit all den Menschen, die wir lieb gewonnen haben und ADRIA hatte uns als Abschiedsgeschenk etwas schneidern lassen. Ich habe versucht, nicht zu weinen, aber die Tränen kamen trotzdem, als sich einer nach dem anderen von uns verabschiedet hat. Ich bin mir sicher, dass es kein Abschied für immer ist, aber doch für eine lange Zeit.

Als unser Flugzeug abhob, habe ich mich komisch gefühlt. Wir haben beninischen Boden verlassen. Ich lasse das Land hinter mir, in dem ich so viel erlebt habe, in dem ich mich ein Stück weit verändert habe. Das Land, das ein Jahr lang mein Zuhause war. Und dann waren wir über Deutschland. Ich sah die Landschaft von oben. Ein Feld neben dem anderen. Striche, wie mit dem Lineal gezogen. In dem Moment war das für mich wie eine Metapher. Die säuberlich geordneten Felder meiner Heimat gegen den teilweise abenteuerlichen Großstadtverkehr in Cotonou. Und ich vermisste Benin. Aber als ich am Gepäckband stand und von weitem schon ein Plakat gesehen habe: „Willkommen dahoam, Kathi“, war das alles wie weggeblasen. Da standen sie, meine Eltern und eine Freundin und es war so schön, sie wiederzusehen. Wir kamen zu Hause an. Die Einfahrt, das Vorhäuschen, die Holztreppe, die Küchenbank, mein Bett, meine Poster an der Wand. Alles war so vertraut wie immer. Viele haben mir gesagt, dass es seine Zeit brauchen kann, bis ich mich eingewöhnt habe. Auf unserem Abschlusseminar haben wir über den Kulturschock geredet, der uns auch überkommen kann, wenn wir wieder zurück in der Heimat sind. Bisher fühle ich nichts dergleichen. Es ist fast, als wäre ich nie weg gewesen. Und mein Leben hier verläuft natürlich nicht so säuberlich geordnet, wie mir das die schnurgeraden Felder weismachen wollten.

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Fr

28

Jun

2013

Gedanken

Heute in 4 Wochen bin ich schon wieder zu Hause. Der Gedanke ist seltsam. Ich denke in letzter Zeit oft an die Kathi, die hier angekommen ist. Die Kathi, die bei der ersten Fahrt nach Alédjo am liebsten gar nicht aus dem Bus aussteigen wollte, weil sie nicht wusste, was sie erwartete und das machte ihr Angst. Die Kathi, die ständig „Pardon? Pardon?“, sagen musste, weil sechs Jahre Schulfranzösisch zwar nicht wenig sind, aber doch nicht dazu befähigen, die Sprache auf Anhieb flieβend zu verstehen. Die Kathi, die sich abends nicht in Ruhe einen Film anschauen konnte, weil sie das Gefühl hatte, sie würde drauβen etwas verpassen. Sie müsste mit Freunden, die sie in den ersten Tagen noch nicht gefunden hatte, jede Minute auf den Straβen des Dorfes verbringen, um zu wissen, was sich dort abspielt. Diese Kathi hat sich relativ schnell in die verwandelt, die sich mühelos über den Markt bewegt, weiβ, wo sie was findet und nicht mehr das Gefühl hat, ständig beobachtet und angestarrt zu werden. Die Kathi, die das Rufen des Muezzins kaum noch hört, die die Menschen auf der Straβe auf Kotokoli begrüβt, die um Preise feilscht und die sogar am Telefon nur noch „Pardon?“, sagen muss, wenn das Netz schlecht ist. Die Kathi, die weiβ, wo in Alédjo es den besten Reis gibt, die leckersten Teigtaschen, wo man das weichste Klopapier findet und wo man an Weizenmehl kommt. Die Kathi, die angekommen ist in Alédjo, viele Bekannte und einige Freunde hat und, die sich auch einen Abend auf dem Sofa ausstrecken kann, weil sie nicht mehr das Gefühl hat, etwas hinterherlaufen zu müssen. Alédjo ist von einem Dorf im Nordwesten Benins zu „meinem“ Alédjo geworden. Und trotzdem freue ich mich im Moment sehr auf Deutschland. Ich freue mich auf das Essen, aufs „am-See-liegen“, aufs S-Bahn fahren, ich freue mich auf meine Freunde und Freundinnen, auf meine Eltern, auf meine Katze. Ich möchte wieder nach Alédjo kommen und bin mir ziemlich sicher, dass ich das auch tun werde. Aber im Moment fühle ich mich bereit, mich von hier zu verabschieden und ich denke, das ist gut so. Ich habe das Gefühl, mein Jahr hier verläuft wie eine Art Prozess, der es mir immer möglichst leicht macht. Es fiel mir leicht, mich einzugewöhnen, ich habe meine Zeit hier sehr genossen und ich würde mich jederzeit wieder für diesen weltwärts-Platz entscheiden. Und jetzt wird mir auch der Abschied leichter gemacht, weil ich mich so sehr auf Deutschland freue.

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Mo

17

Jun

2013

Meine erste Malaria

Mittwochvormittag. Ich bin müde. Ich habe Kopfschmerzen. Mir ist schlecht. Das ist bestimmt Malaria. Das wurde schon zum Running-Gag unter uns Freiwilligen. Dir ist heiβ? Das muss Malaria sein. Dein Kopf tut weh? Malaria. Du hast keinen Hunger? Malaria. Nur war das bei mir nie der Fall. Am Mittag stelle ich fest, dass ich Fieber habe. Also geht es zur Krankenstation, um wie so oft einen Malariatest zu machen. Einen Pik in den Finger. Das Blut in den Tester geben und warten, ob ein bestimmter Strich auftaucht oder nicht. Er taucht auf. Test positiv.

Um die Malaria wieder loszuwerden, kann man eine Chemiekeule namens Coartem einnehmen. Neben malariaschlapp ist man dann auch noch tablettenschlapp. Ich kann richtig nachvollziehen, warum meine Oma so wenig getrunken hat. Wenn jeder Klogang zum Kraftakt wird, überlegt man sich zweimal, wie viel Wasser man in sich hinein kippt. Aber ich soll viel trinken. Also trinke ich viel. Relativ viel zumindest. Mit dem Essen ist das schwieriger. Ich habe keinen Appetit und auβerdem ist mir schlecht. Aber ich soll essen. Ich esse vier Löffel voll Nudeln. Dann ist mir noch schlechter. Erst einmal wieder hinlegen. Darf man den Gerüchten Glauben schenken, so wünschen sich gewisse Freiwillige zum Abschluss noch einmal eine Malaria, um schön schlank für Deutschland zu werden. Eigentlich keine schlechte Idee, wenn da nicht das Schlecht-Müde-Schlapp wäre. Im Enddefekt war meine Malaria nicht anders, als eine starke Grippe und nach drei Tagen war sie auch wieder vorbei. Mein Blut ist parasitenfrei. Die Malaria ist erfolgreich bekämpft. Auf in die letzten sechs Wochen Benin.

 

Mir ist klar, dass Malaria eine gefährliche Krankheit ist, an der jedes Jahr viele Menschen sterben. Doch nach allem was ich hier gesehen, gehört und selbst erlebt habe, ist die Hysterie, die in Deutschland oft um Malaria gemacht wird, übertrieben, solange man richtig behandelt wird.

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Di

04

Jun

2013

Ich bin kein Kind. Schau meine Brüste an.

Am Sonntag war in Alédjo ein ganz besonderes Fußballspiel. Für das Lokalderby kam sogar ein Mannschaftswagen mit Militär in unser Dorf, um für Sicherheit zu sorgen. Denn die Stimmung zwischen den Zuschauern der beiden rivalisierenden Mannschaften war heiß. Dahinter steckt eine interessante Geschichte, die ich euch gerne erzählen möchte.

Anfangs hatte jedes Viertel in Alédjo eine eigene Fußballmannschaft und die besten Spieler kamen im Team für Alédjo zusammen. Als es jedoch darum ging, sich für die bundesweite Meisterschaft anzumelden, wollte das Team Alédjo die Gebühr nicht bezahlen und sie verzichteten darauf, an der Meisterschaft teilzunehmen. Daraufhin beschloss das Team des Viertels Kpaladja, in dem zum Beispiel unsere NGO liegt, sich an Alédjos Stelle anzumelden. Sie zahlten die Gebühren und nahmen als Vertreter für Alédjo an der Meisterschaft teil. Das konnte das Team Alédjo aber so nicht akzeptieren. Sie sahen es als Blamage für ihre Mannschaft an. Deshalb kratzten auch sie das Geld für die Gebühren zusammen und meldeten sich an. Deshalb ist in der bundesweiten Meisterschaft Kpaladja nun Alédjo A und Alédjo ist Alédjo B. Diese beiden Mannschaften trafen also aufeinander und natürlich ließen auch wir uns das Spiel nicht entgehen. Vom Spiel selber habe ich im Enddefekt kaum etwas mitbekommen. Ich habe die Stimmung unter den Zuschauern auf mich wirken lassen. In den Bildern will ich euch ein paar Eindrücke aus dem Block Kpaladjas vermitteln. Die Lieder, die sie gesungen haben, waren auf Kotokoli, sodass ich sie leider nicht verstanden habe. Aber der Refrain eines Liedes, hat mir eine Freundin erklärt, hieß: „Ich bin kein Kind. Schau meine Brüste an. Ich bin nicht hoch gewachsen, aber ich bin kein Kind. Schau meine Brüste an.“ Das bedeutet im übertragenen Sinne, dass das Team von Kpaladja unterschätzt wurde und dass sie jetzt zeigen, was sie wirklich können. Denn Kpaladja hat 1:0 gewonnen gegen den großen Rivalen Alédjo.

Zum Glück musste das Militär nicht eingreifen. Es hat gereicht, dass die Soldaten wachsamen Auges die Menge beobachteten, genau wie das Security-Personal in der Allianz-Arena. Ich habe das Spiel genossen und nach der Stimmung zu schließen, befand ich mich genau in der Südkurve. Aber seht selbst.

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Mi

15

Mai

2013

Schweiβlos

Letzte Woche machten wir uns auf, um noch einmal eine neue Facette Benins kennen zu lernen. Es ging nach Mallanville, im Nordosten Benins, an der Grenze zu Niger. Während wir im Taxi saβen und immer weiter nach Norden fuhren, konnten wir gut beobachten, wie sich die Landschaft veränderte. Es wurde trockener, man sah noch Bäume und Sträucher, aber kaum Wiese. Auf den ersten Blick fand ich Mallanville ziemlich hässlich. Überall Sand und noch mehr Wasser-Tüten (siehe Adventskalender: Wasser im Beutel), als ich das gewohnt bin. Der Grund für die Wasser-Tüten wurde mir ziemlich schnell klar. Am nächsten Tag hatten wir bis zum Mittag jeder zwei Liter Wasser (= vier Tüten) getrunken. Pinkeln? Fehlanzeige. So eine Hitze habe ich in meinem Leben noch nicht erlebt. In Alédjo war ich geschockt, als mir zum ersten Mal der Schweiβ am Körper hinab lief, obwohl ich mich gar nicht anstrengte. Jetzt erkannte ich, dass es wirklich heiβ ist, wenn man eigentlich schwitzt, aber gar kein Schweiβ da ist. Der verdunstet sofort. Ich habe mir sagen lassen, dass in Niger eine noch gröβere Hitze herrscht. Und es gibt sicher auch Gegenden, in denen es noch heiβer ist. Auf jeden Fall bin froh, dass ich wieder in Alédjo sitze und mir den Schweiβ von der Stirn wische.

Doch ich habe noch gar nicht von der schönen Seite Mallanvilles berichtet. Dem Fluss Niger. Nachdem wir die Zollstation besichtigt hatten, die in Mallanville gebaut wird, sind wir weiter gegangen Richtung Grenze. Als ich am Ufer des Nigers saβ und nach Niger schaute, war das ein ganz besonderes Gefühl. Der Fluss, von dem ich so oft gehört habe, sei es im Erdkundeunterricht oder beim Stadt-Land-Fluss spielen. Dieser Fluss, der immer irgendwo weit weg gewesen war, lag nun direkt vor mir. Und mir wurde bewusst, dass ich auch irgendwie irgendwo weit weg bin – obwohl es sich gar nicht so anfühlt.

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So

05

Mai

2013

ADRIA - Der Film

Freitagabend 23.50Uhr. Der Beginn einer durchmachten Nacht. Ishaq, Junior und Floris sichten Interviews, schneiden, schreiben den Textteil. Stephan und ich übersetzen. Cola und Kaffee sind unsere treuen Begleiter, Stromausfälle unerwünscht.

Um die NGO und ihre Aktivitäten vorzustellen, wollte ADRIA einen Dokumentarfilm drehen lassen. Ishaq, ein Freund von uns, macht professionell Filme und kam zusammen mit Junior und Floris, die an der Filmhochschule in Cotonou studiert haben, nach Alédjo. Am Anfang erstellten wir eine Liste mit allen zu interviewenden Personen, aus der unser Filmteam einen Plan mit den Fragen und Schauplätzen der Interviews machte. Danach folgten zweieinhalb Filmtage. Ich fand es interessant zu sehen, wie die verschiedenen Menschen sich vor der Kamera verhalten, wobei ich bei meinem Interview ziemlich aufgeregt war. Bloß, weil ich beim Reden in eine Linse gucke und weiß, dass alles, was ich sage, aufgezeichnet wird. Ich konnte beobachten, dass der Bürgermeister aus Nervosität mit seinem Stuhl vor und zurück wippte und habe gemerkt, dass der König von Alédjo unglaublich souverän wirkt und viel Humor hat. Auch die Arbeit des Filmteams zu beobachten, fand ich sehr interessant. Welche Bilder, welche Ausschnitte nehmen sie, wie stellen sie ihre Fragen und vor allem wie wird aus dem gesammelten Material ein Dokumentarfilm?

Anscheinend ist die Montage die größte Arbeit. Aus der einen mehr oder weniger durcharbeiteten Nacht wurden zwei. Dazu der ganze Samstag und jetzt, am Sonntagmorgen ist noch immer viel zu tun. Das erinnert mich an die Layoutarbeit in unserer Schülerzeitung, die manchmal einfach kein Ende nehmen wollte. Bei der Arbeit am Film kommen Stephan und mir die Rollen der Übersetzer zu. Ich sehe das als Herausforderung, auch weil wir die Interviews in den Untertiteln nicht wörtlich übernehmen, sondern uns auf das Essenzielle konzentrieren wollen.

Im ADRIA-Team hat man gespürt, dass alle sehr zufrieden waren. Die Stimmung ist immer gut, aber während dieser Filmwoche war sie geradezu ausgelassen. Unsere Chefin hat mehr Witze gemacht als sonst, wir haben noch mehr gelacht und es war sehr schön. Auch mit den drei Jungs aus dem Filmteam haben wir eine schöne Zeit verbracht. Wir saßen in unserem Pavillon, haben Musik gehört, geredet, Bier getrunken. Ich habe mich ein bisschen wie im Zeltlager in Deutschland gefühlt. Ich habe mit meinen Freunden in Alédjo wunderschöne Momente erlebt, wir waren zusammen picknicken, haben zur Musik aus dem tragbaren Radio getanzt. Ich habe eine Stimmung genossen, die ich so in Deutschland noch nicht erlebt hatte. Mit den jungen Leuten aus Cotonou habe ich eher eine Stimmung wie mit Freunden in Deutschland erlebt und erst jetzt ist mir aufgefallen, dass mir das gefehlt hat. Das sind natürlich ganz persönliche Eindrücke, die ich nicht generell auf die Jugendlichen aus Alédjo oder Cotonou beziehen kann. Ich will auch nicht sagen, dass die Stimmung mit den einen oder anderen besser war. Ich habe sie einfach unterschiedlich erlebt, was mir erst jetzt klar wurde.

In einer Stunde soll der Film, zumindest die französische Version fertig sein. Ich bin gespannt. Ihr bekommt natürlich sofort Bescheid, wenn ihr ihn im Internet bewundern könnt.

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Do

11

Apr

2013

(M)eine Krankheitsgeschichte

Samstagmorgen. Durchfall. Fieber. Kopfweh. Ich leide. Auf geht’s zu Krankenstation. Die Oberkrankenschwester ist seit ca. zwei Monaten in Alédjo. Ich kannte sie noch nicht und sie ist sehr nett und wirkt kompetent auf mich. Der obligatorische Malaria-Test ist negativ. Ich gehe mit Entwurmungstabletten und einem „Alles-zerstör-Medikament“ wieder nach Hause. Die sollen eigentlich nur die bösen Parasiten zerstören, aber ich bin nicht sicher, ob danach noch viel von meiner Darmflora übrig ist. Inzwischen bin ich wieder relativ gesund und ich möchte die Gelegenheit nutzen, euch etwas mehr über die Gesundheitsversorgung zu erzählen. Bei der Krankenstation habe ich eine ältere Frau gesehen, die kaum mehr gehen konnte, weil sie so geschwächt war. Hier in Alédjo haben viele Familien ein Motorrad, aber kaum jemand ein Auto und auch die Taxis sind Motorradtaxis. Nehmen wir also an, dass die kranke Oma sich hinter dem Fahrer auf den Motorradsitz schwang, um zur Krankenstation zu fahren. Dort angekommen, wird sie der Oberkrankenschwester vorgeführt. Es gibt in Benin entweder zu wenig Ärzte oder zu wenig Geld, um jede Krankenstation mit einem Arzt zu besetzen oder beides. Also entscheidet die Oberkrankenschwester, ob sie der Oma die nötigen Medikamente verschreiben, kann oder ob sie nach Bassila geschickt wird, wo man zum Beispiel auch Blutanalysen und Stuhltests durchführen kann. Nehmen wir an, die Oma wird nach Bassila geschickt. Einerseits bietet sich die Möglichkeit, die ungefähr 50 km per Motorrad zurückzulegen. Man bedenke, dass die Oma so schwach ist, dass sie kaum stehen kann. Also ist vielleicht Möglichkeit zwei vorzuziehen: Sie zwängt sich mit 10 anderen Menschen plus Fahrer in ein 7-Personen-Taxi. So weit, so gut. Ich war noch nie in Bassila, weil das „Alles-zerstör-Medikament“ bisher gut gewirkt hat. Aber ich denke, dass der Oma dort geholfen wird. Sie bekommt ein Rezept mit den Tabletten, die sie kaufen soll und vielleicht tut sie das. Ich habe aber auch schon von Fällen gehört, die das Rezept ansehen, den Kopf schütteln und dann doch lieber ein paar Paracetamol auf dem Markt kaufen.

 

Ich habe in diesem Blogartikel einen etwas anderen Ton angeschlagen, als gewöhnlich. Mir ist aufgefallen, dass ich von dem deutschen Gesundheitssystem sehr verwöhnt bin. Zu Hause ist innerhalb von Minuten Hilfe da. Hier gestaltet sich das schwieriger. Natürlich habe ich im Fall der „Oma“ stark verallgemeinert, aber es ist nicht unrealistisch, dass es sich so abspielt.

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Mi

27

Mär

2013

Öffentlich lieben?

In Alédjo wird nicht gekuschelt. Auf jeden Fall nicht öffentlich. Ich lebe nun seit acht Monaten hier und habe noch nie gesehen, dass sich zwei Menschen geküsst, in den Armen gehalten oder sonst liebkost hätten. Ich habe mich mit einem Freund darüber unterhalten und er meinte, man sei das einfach nicht gewohnt. Er hat mir erzählt, dass er auf der Uni in der Stadt zum ersten Mal gesehen habe, dass sich zwei Menschen küssten, weil sie sich liebten. Sonst kannte er das aus dem Fernsehen, aber er dachte, es sei etwas für „die Weißen“. Hier auf dem Land können die jungen Menschen also kaum das Kuscheln und Küssen für sich entdecken, was ich traurig finde. Zum einen ist es ihnen selbst peinlich, zum anderen wird es in der Gesellschaft von vielen als komisch angesehen, da sie es nicht gewohnt sind. Den bei uns magischen ersten Kuss erleben die Jugendlichen mit Glück während des Vorspiels zum Sex. Vielleicht führt aber auch die Aufregung über das erste Mal dazu, dass man den ersten Kuss ganz vergisst. Da ich selbst hier nie lange Zeit in der Stadt verbracht habe, kann ich nicht vergleichen, inwieweit die Menschen dort offener mit dem, wie ich finde natürlichen Kuschelbedürfnis umgehen. Aus Erzählungen weiß ich aber, dass man in der Stadt öfter Pärchen sieht, die auch nach außen als solche erkennbar sind. Ich hoffe, dass sich dieser Trend mit der Zeit auch aufs Land ausbreiten wird, denn Liebe ohne Kuscheln ist doch nur halb so schön. Findet ihr nicht?
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Sa

16

Mär

2013

Ein lebendiges Mittagessen

Neulich hat uns eine Köchin aus dem Dorf ein senegalesisches Gericht beigebracht, was Yassa au Poulet heißt. Wie der Name schon sagt, braucht man dazu Hühnerfleisch, was in unserem Falle hieß: Wir kaufen ein Huhn. Ein Huhn, das fröhlich durch die Felder streunt, bis das verlockende Scheppern von Mais in einer Schüssel es nach Hause ruft. Das Huhn pickt vergnügt nach den Maiskörnern, ohne die geringste Ahnung, dass es gerade seine Henkersmahlzeit zu sich nimmt. An dem Punkt sind mir die Tränen gekommen, weil dieses Huhn gleich sterben muss, nur weil ich Yassa au Poulet essen will. Sourou hat damit keine Probleme. „Hühner sind dazu da, dass der Mensch sie essen kann.“ Vielleicht hat er Recht. Ich habe mich wieder beruhigt und nachdem Sourou das Huhn gefangen hatte, habe ich es auf dem Arm nach Hause getragen und dabei gestreichelt. Ich hatte mir vorgenommen, es zu schlachten, aber das konnte ich nicht. Also hat sich Sourou unser Küchenmesser geschnappt, das Huhn auf den Boden gelegt und sich auf die Füße und Flügel gestellt. Dann hat er den Kopf festgehalten und den Hals des Huhns aufgeschnitten. Es hat ein bisschen gezuckt, dann war es vorbei. Wir haben Wasser aufgekocht, es über das tote Huhn in eine Schüssel gegossen und die Federn ausgerupft. Ich hatte mir Huhn rupfen schwieriger vorgestellt, aber es ging ganz leicht. Das Ausnehmen kam mir eindeutig komplizierter vor, aber ich habe nur das Huhn gehalten, während Sourou die richtigen Schnitte gesetzt hat. Der wirklich erfreuliche Teil kam dann am nächsten Tag, als wir das beste Mittagessen seit Ewigkeiten genießen konnten. Und ich hatte überhaupt kein Problem damit, das Fleisch zu essen. Vielleicht, weil ich weiß, dass es von einem glücklichen Huhn kommt.

 

Das Rezept findet ihr auf der Spinnwand.

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Do

07

Mär

2013

Der Hitze geht es gut

Ich sitze in der Arbeit und tippe Daten der Kreditvergabe in den Computer. Körperliche Arbeit? Nein. Trotzdem läuft mir Schweiß die Stirn und das Dekolleté herunter. Es ist heiß! Seit Stephans Eltern ihm ein Thermometer mitgebracht haben, behalten wir die Temperaturen im Auge und haben festgestellt, dass 25 Grad sehr angenehm kühl sind. Wenn es kälter ist, braucht man aber schon einen Pulli. Mit 32 Grad in unserem Haus komme ich gut aus. Aber 35 Grad in meinem Zimmer, das ist nicht schön. Während wir unter der sengenden Sonne von ADRIA nach Hause gehen, witzeln wir über das Lied „36 Grad“ von 2raumwohnung. „36 Grad, kein Ventilator, das Leben kommt mir gar nicht hart vor.“ Ich finde es relativ hart, wenn ich abends bei 36 Grad im Bett liege und versuche einzuschlafen. Aber da wir im Gegensatz zu der Sängerin über einen Ventilator verfügen, lässt es sich aushalten.

Neben den alltäglichen Fragen, wie es einem geht, wie die Arbeit läuft, was die Müdigkeit macht, kommt jetzt eine weitere Frage dazu. Und die Hitze? Diese Fragen wurden aus den Lokalsprachen ins Französische übernommen und ich finde sie sehr schön, weil man so ein paar Minuten über Nichts reden kann und sich immer Etwas zu sagen hat. Da man aber nie zugibt, dass es einem nicht gut geht oder der Arbeit oder der Müdigkeit, muss man auch sagen, dass man mit der Hitze gut zurecht kommt. Trotzdem macht sie vielen ziemlich zu schaffen. Unsere Chefin meint, die Hitze mache dumm, weil man nicht denken könne. Vor ein paar Tagen hat es das erste Mal seit November wieder geregnet und an dem Abend ist es schön kühl geworden. Obwohl er nur eine Ausnahme war, habe mich sehr über den Regen gefreut und bin die StarWars-Musik singend durch unseren Hof gerannt. Die Regenzeit fängt erst Ende Mai / Juni an. Bis dahin müssen wir wohl noch ein bisschen dumm bleiben und weiter „36 Grad“ singen. Wenn wir Ende Juli nach Deutschland zurückkommen, wird uns bestimmt kalt sein, während andere in Shorts und T-Shirts herumlaufen. Aber ich freue mich schon darauf, mich wieder einmal in meinen dicksten Pulli zu kuscheln und mich dann in eine Decke zu wickeln, weil mir immer noch kalt ist.

 

Heute präsentiere ich euch meine neue Rubrik - die Spinnwand! Unbedingt ansehen!

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Mo

25

Feb

2013

In fünf Monaten - Gedanken zum Jetzt und Danach

Heute in fünf Monaten werde ich die letzten Stunden in Benin verbringen. Die letzten Stunden in dem Land, das mich ein Jahr begleitet hat, in dem ich meine erste WG hatte, in dem ich zum ersten Mal für lange Zeit weit weg von zu Hause war, in dem ich den ersten Geburtstag ohne Mama und Papa verbracht habe. Es bleiben mir noch fünf Monate, aber die Halbzeit ist schon überschritten – ein guter Moment, um eine Zwischenbilanz zu ziehen. Bevor ich hierherkam, hat mich die Frage beschäftigt, ob ich mich verändern werde, wie ich mich verändern werde, wie sehr ich mich verändern werde. Darauf eine Antwort zu finden ist schwer, vielleicht sogar unmöglich. Aber darüber nachgedacht habe ich trotzdem.

In diesem Jahr bin ich zum ersten Mal tief in eine für mich neue Kultur eingetaucht, was mir auch zum ersten Mal die Möglichkeit gab, mein Leben in Deutschland aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Was mich hier sehr beeindruckt und was ich auf alle Fälle mitnehmen werde, ist die Kultur des Grüßens. Es gefällt mir, sich Zeit zu nehmen für eine Begrüßung, bei Menschen zu Hause vorbeizuschauen, um kurz Hallo zu sagen oder jemanden anzurufen aus dem selben Grund. Außerdem habe ich das Gefühl, ich bin flexibler geworden, muss nicht ständig im Voraus planen, kann vormittags übers Mittagessen nachdenken und nachmittags übers Abendessen und wenn es anders kommt ist es auch gut. Ich habe gelernt, wie wichtig es mir ist, Zeit zu haben, und, dass ich auch zurück in Deutschland darauf achten möchte, mir diese Zeit zu nehmen. Aber im Grunde bin ich immer noch die gleiche Kathi wie davor. Wenn ich zurückkomme, werde ich sehen, wie ich meine Zeit hier, die Erfahrungen, die ich gemacht habe, in mein Leben in Deutschland einflechten kann und ich bin sicher, dass ich immer von diesem Jahr profitieren werde – jetzt, wo ich hier bin und auch danach noch.

Aber bis „danach“ ist es noch eine lange Zeit, die ich in vollen Zügen genießen will, weil sie dann doch so schnell vorbei geht. Heute Abend gehe ich mit Freunden auf den Markt im Nachbardorf und esse „Agaou“, anscheinend eine Art frittierter Bohnenbrei. Obwohl ich nun fast sieben Monate hier bin, gibt es nämlich immer noch viele Dinge, die ich noch nie gegessen habe und Agaou gehört dazu.

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So

17

Feb

2013

Benutzt Kondome!

Hier kommt der versprochene Artikeln zur Aufklärungsarbeit von ADRIA. Vor einiger Zeit habe ich einen Kollegen begleitet, der Sensibilisierung im Bereich Gesundheit und besonders HIV/AIDS-Aufklärung macht. Wir sind zusammen auf den Marktplatz gegangen und er schlenderte auf eine Gruppe Jugendlicher zu und stellte sich vor: „Hallo, ich bin Sourou, ich arbeite für die NGO ADRIA, ...“ Dann hat er über AIDS gesprochen, wie sich die Krankheit auswirkt, wie man sich schützen kann. Das weiß ich, weil Sourou mir zusammengefasst hat, was er gesagt hat. Meine Kotokolikenntnisse (die Lokalsprache) reichen nur so weit, dass ich alle fünf Minuten ein Wort verstehe. Dafür konnte ich umso mehr beobachten, wie die Menschen reagieren. Die meisten hören aufmerksam zu, manche stellen Fragen. Einige lachen, um zu überspielen, dass ihnen das Thema peinlich ist. Wenn jemand kommt und Sourou nach Kondomen fragt, lässt er sich von der Person erklären, wie man ein Kondom benutzt bevor er welche verteilt.

Ein junger Mann hat mir erzählt, dass man in den Familien nicht über Sex und Aufklärung sprechen kann, weil die Eltern das nicht akzeptieren. Wahrscheinlich ist das nicht überall der Fall (gebildetere Eltern bilden manchmal die Ausnahme), aber zum Großteil wohl schon. In Alédjo fällt mir auf, dass viele junge Mädchen schwanger werden, deshalb oft die Schule abbrechen. Ich denke, das liegt an fehlender Aufklärung und dem fehlenden Bewusstsein und wohl auch daran, dass sich manche Mädchen schämen, Kondome zu kaufen oder deren Benutzung einzufordern. Denn Kondome sind gar nicht so teuer. Drei Mal Sex entspricht einer ordentlichen Mittagsmahlzeit an der Straße.

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Do

07

Feb

2013

Reisezeit

Nach einer, wie ich fand, sehr schönen Woche in Alédjo, haben wir den Rest der Zeit genutzt, um Benin von der Touristenseite zu erleben. Wir sind in den Pendjari-Nationalpark im Norden des Landes gefahren und haben Antilopen, Paviane, Krokodile, Elefanten und noch viel mehr gesehen. Danach haben wir die Tata Sombas in der Nähe von Natitingou angeschaut. Das sind Häuser aus Lehm, wobei das Dach in mehreren Ebenen aufgebaut ist und auch als Wohnfläche genutzt wird. Das heißt, dort sind noch einmal kleine Zimmer mit Strohdach und die Getreidespeicher, die das erste Stockwerk bilden.

Dann haben wir uns wieder auf den Weg Richtung Süden gemacht, einmal übernachtet und am nächsten Tag auf dem Weg nach Cotonou weiter Sightseeing gemacht. Zum Beispiel waren wir am wohl touristischsten Ort von Ouidah, wo wir mit Pythonschlangen behängt wurden und Fotos machen durften. Mir hat es gefallen. Nachdem wir den nächsten Tag mit einem leckeren Picknick am Strand verbracht haben, hieß es am Abend Abschied nehmen. Für weitere sechs Monate. Ich war traurig, dass die Zeit mit meinen Eltern so schnell vorbei gegangen ist, aber ich weiß, dass es mir hier gut geht und, dass ich kein Heimweh habe.

So konnte ich auch den letzten Abend der Reise genießen. Während meine Eltern im Flugzeug auf dem Weg zurück nach Deutschland saßen, habe ich mich mit zwei Freunden in Cotonou getroffen. Wir saßen in der lauen Nachtluft, haben die Übertragung des Africa Cups auf einer riesigen Leinwand angesehen und Bier mit Cola gemischt. Noch einmal Stadtluft schnuppern, bevor es wieder nach Alédjo ging. Jetzt bin ich wieder in meinem Alltag angekommen und ich kann kaum glauben, dass über die Hälfte des Jahres schon vorbei ist. Aber bevor ich mir Gedanken über meinen Abschied von Benin mache: Auf eine weitere, schöne Zeit!

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So

27

Jan

2013

Besuch von Zuhause

Ich stehe am Flughafen in Cotonou im Empfangsbereich. Plötzlich bin ich aufgeregt. Fast sechs Monate lang habe ich Mama und Papa nicht mehr gesehen. Jetzt sind sie irgendwo hinter der Absperrung, wahrscheinlich keine 50 Meter von mir entfernt. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, um als erstes einen Blick auf sie zu erhaschen, falls sie gleich um die Ecke kommen. Da sehe ich meine Mama. Und gleich danach meinen Papa. Juhu! Ganz aufgedreht hüpfe ich auf und ab und winke. Die Mama hüpft auch ein bisschen und beide strahlen übers ganze Gesicht. Die ersten zwei Tage sind wir in Cotonou geblieben. Das hieß für mich unter anderem Dinge essen, die ich schon lange nicht mehr gegessen habe. Man beachte: Meine erste Pizza seit knapp sechs Monaten! Dann sind wir nach Alédjo gefahren. Hier haben meine Eltern ADRIA besichtigt, wir haben in der Cafeteria gegessen, waren ein Bierchen trinken, haben viel Besuch bekommen, den Stausee von Alédjo besichtigt und auf den Chillersteinen in Akaradè gechillt. Jetzt ist schon die Hälfte der zwei Wochen vergangen. Ich fand es toll, meinen Eltern zu zeigen, wie ich wohne, wo ich esse, wie es auf unserem Markt aussieht. Noch wichtiger war mir aber, meine Kollegen, Freunde, Nachbarn meinen Eltern vorzustellen – damit sie wissen, mit wem ich hier meine Zeit verbringe und damit sie die Menschen kennen, die mir nach dem Jahr fehlen werden. Und was wurde ich von vielen von ihnen gefragt? „Tu as têté un peu?“ Ob ich denn auch genug Muttermilch aufgesogen habe, während meine Eltern hier sind.
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Sa

12

Jan

2013

ADRIA - Association de Développement Rural Intégré pour l'Autopromotion

Ich habe schon über vieles geschrieben, aber bisher habe ich noch keinen Artikel ADRIA gewidmet, der NGO, die uns aufgenommen hat. ADRIA wurde 1995 gegründet und setzt sich seitdem in verschiedenen Bereichen für die Bewohner Alédjos und der Umgebung ein.

 

Unterstützung der Frauen

Heute vergibt die NGO einerseits Kredite an Frauen, wobei sie diesen außerdem hilft, sich in Gruppen zu organisieren. Dadurch, dass die Frauen gleichzeitig Spareinlagen machen müssen, gehen sie Schritt für Schritt auf die eigene Autonomie zu. Denn sobald die Kredite aus dem Ersparten finanziert werden können, fließen die Zinsen wieder der jeweiligen Frauengruppe zu. Außerdem werden die Frauen ermutigt neben ihren Einzelaktivitäten gemeinsame Projekte zu realisieren.

Das machen Stephan und ich: an den Versammlungen der Frauengruppen teilnehmen, Excel-Listen zu den Krediten erstellen

 

Schulkredite

Ein zweiter Bereich ist die Vergabe von Schulkrediten. Da einige Frauen erzählten, zu Schulbeginn laste die ganze Verantwortung auf ihnen, werden diese Kredite an Männer vergeben. So werden diese mit in die Verantwortung gezogen und können ihre Kinder mit dem Geld für das neue Schuljahr ausrüsten. Weil der Schulbeginn in die Erntezeit fällt, ist es sinnvoll einen Kredit aufzunehmen. So können die Familien ihre Ware zu einem späteren Zeitpunkt verkaufen, wenn das Angebot gesunken ist und so mehr Geld verdienen.

Das machen Stephan und ich: an den Versammlungen zu den Schulkrediten teilnehmen, Excel-Listen zu den Krediten erstellen


Schulpatenschaften

Für Kinder in schwierigen Situationen (Waisen, Halbwaisen, ärmere Familien) betreibt die NGO ein Patenschaftsprogramm mit Paten in Frankreich und Deutschland. Im Rahmen der Patenschaften wird den Kindern der Schulbeitrag gezahlt und sie bekommen Schulutensilien und den Stoff für die Schuluniform.

Das machen Stephan und ich bzw. haben wir zu Anfang des Schuljahres gemacht: beim Austeilen der Schulsachen helfen, Fotos von allen Patenkindern machen, ein Register mit allen Patenkindern anlegen, die Kollegen bei Schulbesuchen begleiten

 

Arbeit im Gesundheitsbereich

Das Projekt zur HIV/AIDS-Sensibilisierung und Familienplanung, das von einem externen Partner finanziert wurde, ist zu Jahresende ausgelaufen. Ob es erneuert werden kann, ist leider noch nicht klar. Hierbei leisten drei junge Männer Sensibilisierungsarbeit unter der Aufsicht ADRIAs. In einem der nächsten Blogartikel erfahrt ihr mehr dazu.

Ich habe einmal einen Kollegen bei der Sensibilisierung begleitet. Sonst haben Stephan und ich mit diesem Bereich aber nichts aktiv zu tun.

 

Bildungsangebot

Für Kinder der Umgebung gibt es den Informatikunterricht, den Stephan und ich anbieten. Außerdem lässt ADRIA gerade eine Bibliothek bauen, um die Bildungsmöglichkeiten für die Kinder noch zu erweitern.

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Di

01

Jan

2013

Mein Rutsch ins Jahr 2013

Diesmal möchte ich die Bilder für mich sprechen lassen. Denn sie zeigen Menschen, die mir sehr wichtig geworden sind. Mit ihnen zusammen habe ich ins Jahr 2013 hinein gefeiert in der Bar im Nachbardorf, in der wir auch an Weihnachten waren. Ich wünsche euch allen ein glückliches neues Jahr, Gesundheit, Freiheit und Freude am Leben.

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Do

27

Dez

2012

Heute ist heute - mein Weihnachten in Alédjo

Mein Weihnachtsmorgen begann damit, dass ich zur Arbeit ging. Ich fühlte mich alles andere als weihnachtlich gestimmt, aber das war gar nicht so schlimm. „Wenn ich an zu Hause denke, macht mich das ein bisschen traurig, aber eigentlich nur ein ganz kleines bisschen.“, habe ich in mein Tagebuch geschrieben. Weil man so wenig von Weihnachten gespürt hat, war es so, als brauche ich es hier auch gar nicht.

Mittags haben sich die Türen von ADRIA geschlossen. Erstens wegen des Festes, zweitens weil Markttag war. Der Markt ist für mich jedes Mal wieder ein Highlight und ich liebe es, dort Zeit zu verbringen. Aber ein andermal mehr zum Markt. Hier in Benin feiert man am 25. Weihnachten. Weil für mich aber der 24. der besondere Tag ist, meinte ich zu einem Freund, ich möchte am Abend nicht zu Hause sitzen, sondern etwas unternehmen. Er hat ein paar Kumpel zusammen getrommelt und wir sind in einen Biergarten im Nachbardorf gegangen und haben getanzt und sehr viel gelacht. „Aujourd'hui, c'est aujourd'hui.“, hat ein Freund gesagt. Heute ist heute. Und irgendwie hatte der Abend etwas Magisches für mich. Mein Heiligabend, so ganz anders als all die anderen bisher, aber trotzdem wunderschön.

Unglücklicherweise musste ich mich am folgenden Tag um 9 Uhr aus dem Bett quälen. Denn an Weihnachten wird doch in die Kirche gegangen. Und danach, so wie ich die Feste in Benin bisher erlebt habe, wird gegessen. Ich war bei einem Kollegen eingeladen – er gehört zur christlichen Minderheit hier in Alédjo. Im Wohnzimmer hingen Weihnachtsgirlanden, eine blinkende Lichterkette und solche Luftballons, die man bei uns auf dem Jahrmarkt kaufen kann. In Deutschland hätte ich das ein bisschen kitschig gefunden, aber diese Weihnachtsinsel in Alédjo fand ich dann doch schön. Als ich gut gefüllt mit leckerem Essen den Heimweg antreten wollte, wurden wir gleich noch einmal eingeladen. Der Mann meiner Friseurin hat meinen Kollegen mit seiner Frau eingeladen und mich gleich dazu. Ich muss sagen, dass ich diese Gastfreundschaft, die hier alltäglich ist, vorher selten so erlebt habe. Und ich habe ein zweites Mal Mittag gegessen. Danach bin ich sehr zufrieden nach Hause gekugelt. Aber in Deutschland ist es doch auch nicht anders. Oder wollt ihr mir erzählen, dass ihr zumindest zu den Weihnachtsfeiertagen nicht mal das eine oder andere Portiönchen zu viel verdrückt?

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Fr

30

Nov

2012

AUFGEPASST!

Ü

   B

      E

         R

            R

               A

                  S

                     C 

                        H

                           U

                              N

                                 G

 

Ab morgen in der Rubrik Adventskalender.

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Mi

21

Nov

2012

Geburtstag einmal anders

Geburtstag. Für mich der erste, den ich nicht zu Hause verbringe. Dort würde ich russischen Apfelkuchen mit Schokoladenüberzug essen, 19 Kerzen ausblasen und mich von Mama und Papa besingen lassen, obwohl Papa sagt, er kann nicht singen und es sonst auch selten tut. Hier feiern nur wenige Menschen ihren Geburtstag. Ich konnte mir am Anfang schwer vorstellen, wie der eigene Geburtstag für jemanden keine Rolle spielen kann. Aber dann dachte ich mir, dass es wohl so ist, wie für mich Namenstag. Ich weiß, dass es Namenstage gibt. Ich weiß, dass es Menschen gibt, denen der Namenstag wichtig ist. Ich glaube zu wissen, wann mein Namenstag ist, aber er hat keine Bedeutung für mich.

Zu Hause singen Mama und Papa. Hier schallte pünktlich um Mitternacht Musik durch das Haus und Stephan meinte: „Alles Gute zum Geburtstag! Ich kann nicht singen, also musst du mit den Wiseguys Vorlieb nehmen.“ Die haben sich dann mächtig ins Zeug gelegt. Genau wie Stephan. Als ich morgens an den Frühstückstisch kam, standen dort selbst gegossene Happy-Birthday-Kerzen und ich habe mich total gefreut. Zum Abendessen haben wir einen Kollegen und seine Frau und einen Freund eingeladen und es war das erste Mal, dass ich an meinem Geburtstag selbst die Verantwortung für ein Essen übernehmen musste, weil der Schutzmantel Mama nicht da war. Aber unsere Spaghetti mit Tomaten-Zwiebel-Ei-Soße haben gut geschmeckt und es wurde ein sehr schöner Abend.

Vielleicht würdet ihr gerne wissen, was ich mir gewünscht habe, als ich meine Kerzen ausgeblasen habe, aber wenn ich es euch verrate, geht es nicht in Erfüllung. Und das wäre wirklich schade.

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Mo

05

Nov

2012

Von Motorradtaxis und anderen Taxis



Dieses Wochenende haben Stephan und ich zum ersten Mal ein wenig den Norden Benins erkundet. Am Freitag nach der Arbeit sind wir zu zwei anderen Freiwilligen gefahren und haben für den Weg dorthin zwei Motorradtaxis genommen, die hier „Zem“ genannt werden. Mitten auf dem Weg hatte mein Zem eine kleine Panne. Die Kette ist herausgesprungen. Ich saß also am Straßenrand und habe zugesehen, wie der Zemfahrer fluchend an seinem Motorrad geschraubt hat. Noch vor zwei Monaten wäre ich von der Situation total überfordert und gestresst gewesen, aber inzwischen habe ich mich hier so gut eingelebt, dass ich in in aller Ruhe auf der Straße sitzen und warten konnte, bis das Motorrad repariert war.

Bei den anderen Freiwilligen haben wir einen sehr schönen Abend verbracht. Ich fand es interessant einmal zu sehen, wie andere Freiwillige leben und es ist schön, sich auszutauschen und von lustigen und schwierigen Erfahrungen zu erzählen, die man gemacht hat. Am Samstag sind wir zusammen weitergefahren zu zwei anderen Freiwilligen, weil eine davon ihren Geburtstag gefeiert hat. Dabei bin ich zum ersten Mal Taxi gefahren. Das hieß in einem Auto mit acht Plätzen saßen zwölf Erwachsene, drei Kinder und ein Hahn und der Lehrling des Chauffeurs saß auf dem Dach. Von dem Sack Zwiebeln, der unter anderem unter dem Lehrling verstaut war, wehte immer wieder ein strenger Geruch herein und wenn die Straße bergauf führte, hatte unser überladenes Auto etwas zu kämpfen.

Ich habe überlegt, ob ich überhaupt von der Taxifahrt schreiben soll, weil sie meiner Meinung nach genau den Klischee-Afrika-Storys entspricht, die viele Reisende erzählen, weil sie natürlich von dem berichten, was ihnen außergewöhnlich und abenteuerlich vorkam.

Aber solche Taxifahrten gehören hier genauso zu meinem Leben, wie klimatisierte Busse. Als ich am Freitag auf dem Zem saß und die Fahrt durch die tolle Landschaft genossen habe, dachte ich darüber nach, dass dieses Land im „fernen Afrika“, von dem ich immer geträumt habe, im Moment mein Zuhause ist. Und eigentlich ist es gar nicht so fremd, wie ich es mir vorgestellt hatte.

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Di

23

Okt

2012

Weißsein auf dem Prüfstand

Ich bin weiß. Das wusste ich zwar schon in Deutschland, aber der Unterschied zwischen Wissen und sich dessen bewusst sein, kann groß sein. Stephan und ich sind die einzigen Weißen in Alédjo und Umkreis. Wenn wir nach draußen gehen, ziehen wir die Rufe der Kinder wie einen Schleier hinter uns her. „Anasara, Yovo, Yovo, Bonsoir!“ Anasara heißt Weiße_r auf Kotokoli (die Lokalsprache Alédjos), das Wort Yovo kommt aus dem Süden und bedeutet das Selbe. Wenn ich alleine bzw. mit anderen, aber als einzige Weiße unterwegs bin, fühle ich mich manchmal sehr beobachtet und deshalb unwohl. Es ist nicht, dass ich negative Reaktionen bekäme. Einfach die Tatsache, dass man nie in der Menge untertauchen, unbeachtet beobachten kann, stört. Auf der anderen Seite macht der „Sonderstatus“ als Weiße es mir auch sehr leicht, mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Die Kinder, die rufen, freuen sich die Anasara zu sehen, lachen und hüpfen herum. Die Menschen haben Spaß daran, kleine Kotokoli-Dialoge mit mir zu führen. Wenn ich zum Tanzen gehe, kommen immer junge (oder auch ältere) Männer, die mit mir tanzen wollen. Ich kann mir vorstellen, dass diese Aufmerksamkeit, die ich hier automatisch bekomme, mir anfangs fehlen wird, wenn ich wieder nach Deutschland zurückkomme. Obwohl es auch hierbei eine Kehrseite gibt. Ich weiß nicht, wie viele mich schon wunderschön fanden, mich unbedingt kennen lernen, mein Freund sein wollten und wieso nicht gleich heiraten? Wenn man mich fragt, wie es meinem Ehemann geht, sage ich inzwischen, ihm gehe es gut und behalte für mich, dass er überhaupt nicht existiert. Als Weiße werde ich von vielen als wandelnder Geldbeutel gesehen und an dem besteht natürlich Interesse. Ich will nicht, dass bei euch ein falscher Eindruck entsteht. Es sind ein paar Menschen unter vielen, über die ich hier schreibe. Außerdem handelt es sich um flüchtige Bekanntschaften, Menschen, die ich auf der Straße oder auf dem Markt treffe. Wenn ich mit Kollegen und Freunden zusammen bin, habe ich nie das Gefühl, als die Weiße gesehen zu werden, sondern als Individuum, als ich, als Kathi.
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Di

16

Okt

2012

Informatik-Info

Heute möchte ich euch von einem Teil unserer Arbeit bei ADRIA erzählen, vom Informatikunterricht. Wir arbeiten mit einer Gruppe von ca. 25 Jugendlichen von denen die meisten Computer nur vom Sehen kannten. Da es in Alédjo erst seit vier Jahren Strom gibt, besteht erst seit dieser Zeit überhaupt die Möglichkeit einen Computer oder Laptop zu nutzen. Trotzdem fehlt den meisten das Geld, sich einen zu kaufen.

Wenn wir den Jugendlichen Word oder Excel beibringen, muss ich plötzlich Dinge erklären, die für mich längst selbstverständlich geworden sind. Wie mache ich einen Doppelklick, wann muss ich die rechte, wann die linke Maustaste benutzen, wie speichere ich ein Dokument, usw.

Das erfordert Geduld, aber ich bin immer wieder begeistert davon, wie schnell sie lernen und das umsetzen, was wir ihnen sagen. Vieles läuft auch über Ausprobieren und was ich sehr toll finde, ist, dass sie sich viel gegenseitig zeigen und beibringen.

Natürlich will ich euch auch erzählen, was wir zu Gesicht bekommen, wenn wir unseren Schüler_innen über die Schulter gucken. Der absolute Renner sind Benin-Flaggen und Autos in Paint und Sprichwörter in Word. Hierbei gilt natürlich, je mehr verschiedene Schriftfarben desto besser. Das Repertoire an Sprichwörtern ist wirklich erstaunlich. Es geht von Gott über philosophische Gedanken zum Menschen bis hin zur Liebe natürlich.

Ein Beispiel: Chaque baise est une fleur, dont la racine est le cœur. Das heißt so viel wie: Jeder Kuss ist eine Blume, dessen Wurzel das Herz ist. Zum Dahinschmelzen?

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Fr

12

Okt

2012

Reisen und Nachhausekommen

Motorräder, Menschen, Rufe, Gehupe, Motorräder, Menschen. Meine Eindrücke als wir in Cotonou aus dem Bus steigen. Wegen der GIZ-Vollversammlung und eines Treffens mit den anderen Freiwilligen sind wir letzte Woche nach Cotonou gefahren. Ich habe mich sehr auf die Reise gefreut und hatte das Gefühl, dass ich nach fast zwei Monaten in Alédjo bereit bin, mich in das schnelle Großstadtleben zu stürzen. Diesmal ohne den schützenden Mantel, der uns noch beim Einführungsseminar umgeben hat. Das hieß zum ersten Mal Motorradtaxi fahren, um Preise feilschen, befahrene Straßen ohne Ampel überqueren. Neben dem Programm mit der giz haben wir unseren Cotonou-Aufenthalt genutzt, um uns mit schönen und wichtigen Dingen einzudecken. Zum Beispiel haben wir unsere Frühstückspalette um Marmelade erweitert und unser Kochsortiment um Sojasauce, Senf und Pesto. Ich habe auf dem Markt ein paar Kleidungsstücke ergattert und kann jetzt zum ersten Mal seit über zwei Monaten wieder Jeans anziehen und ich habe mir auf der Straße eine Gitarre gekauft. Wir haben unsere Reise also gut genutzt. Ich muss aber auch sagen, dass ich sehr froh war, als wir nach einer Woche wieder zurück gefahren sind. Cotonou war für mich ziemlich anstrengend und ich habe mich auf mein Zuhause in Alédjo gefreut. Ich sage Zuhause, weil es genau das ist. Meine Heimat wird immer in Deutschland bleiben, aber im Moment lebe ich mein Leben hier in Benin in Alédjo. Als ich zum zweiten Mal hier aus dem Bus aus Cotonou gestiegen bin, habe ich daran gedacht, wie es das letzte Mal war, als ich in Alédjo angekommen bin. Ich war aufgeregt, alles war neu, Menschen, die ich nicht kannte. Nun ist alles schon vertraut, die Landschaft, die Menschen, unser Haus, die Ziegen. Und es ist schön wieder hier zu sein.

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So

23

Sep

2012

Diila oder eine Ode an Ignam

Weil ich lange kein Internet hatte, möchte ich eine kleine Zeitreise machen, um euch von einem besonderen Fest zu erzählen.

 

27. August 2012. Akaradè (unser Nachbardorf). Diila, das Fest der Ignam-Wurzel beginnt. Wir sind zum Mittagessen bei einer Kollegin aus Akaradè eingeladen. Es gibt – natürlich – ignam pilée. Das ist der gestampfte Brei der Ignam-Wurzel, ähnlich wie Kartoffelbrei, aber mit einer festeren Konsistenz. Ich habe bisher noch niemanden in Benin kennen gelernt, der ignam pilée nicht liebt und ich kann das gut verstehen. Besonders toll finde ich, dass man es mit der Hand ist. Darüber freue ich mich jedes Mal von neuem.

Nach dem Essen sehen wir uns die Zeremonie an. Ein Mann, wahrscheinlich eine Art Priester, hält Ignam in den Händen, das auf verschiedene Arten zubereitet wurde. Dabei ruft er die Namen der Ahnen und die Zuschauer schreien begeistert mit. Danach wird das Ignam von Mädchen in weißen Gewändern, die alle Jungfrauen sein müssen, in einen Wald auf einem Hügel getragen, wo der zweite Teil der Zeremonie stattfindet. Hierbei darf man aber nicht zusehen.

Wir gehen auch auf den Hügel, um dort zu warten. Die Menschen feiern und werfen mit Grasbüscheln, was mich an die Tomatenschlacht in Spanien erinnert, von der ich einmal gehört habe. Viele Jungen haben sich Kleider, BHs, Badeanzüge oder String-Tangas angezogen, weil das so der Brauch ist. Die Stimmung ist ausgelassen und wir warten gespannt auf die Rückkehr der Gruppen, die im Wald die Zeremonie abhalten.

Als sie kommen, haben sie sich die Körper mit Lehm beschmiert und sich mit Zweigen geschmückt. Einige spielen auf ihren Trommeln und die Gruppen ziehen singend und tanzend hinunter ins Dorf.

 

28. August 2012. Akaradè. Das Fest geht weiter. Nachdem wir am Vorabend mit Freunden und Kollegen tanzen waren, quälen wir uns um acht Uhr aus dem Bett. Heute sind die Kämpfe und die dürfen wir nicht verpassen. Auf einem Fußballfeld sind eine Musik- und eine Mikrofonanlage aufgebaut. Der Moderator sagt die Ringkämpfe an, die es sowohl für Männer als auch für Frauen gibt. Aber wie die Fußballwelt in Deutschland schaut auch hier fast alles auf die Männer. Diese ringen miteinander, um den anderen auf den Boden zu werfen, bis der Kampfrichter sie auseinander pfeift.

 

29. August 2012. Akaradè. Das Fest dauert an, aber in Alédjo wird wieder gearbeitet. Es ist die Woche, in der wir unseren Informatikunterricht beginnen, aber dazu demnächst mehr.

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Do

20

Sep

2012

Immer wenn es dunkel wird

Heute konnte ich den Internetstick von ADRIA mit nach Hause nehmen und melde mich wieder. Vielleicht fragt ihr euch nach dem letzten Eintrag, wie ich meine Abende verbringe. Wie in jedem Dorf, das ich bisher kennen gelernt habe, werden abends in Alédjo die Bürgersteige hochgeklappt, auch wenn es genau genommen überhaupt keine Bürgersteige gibt. Doch es gibt Ausnahmen. Wenn jemand in Alédjo geheiratet hat, hört man abends schon von Weitem Musik vom Marktplatz schallen.

Dort stehen dann die Menschen in einem großen Kreis und bilden in der Mitte die Tanzfläche. Ein Moderator sagt über Mikrofon die Lieder an, die sich die Besucher_innen gewünscht haben. Wird dein Wunschlied gespielt, trittst du auf die leere Fläche und fängst an zu tanzen. Danach darf dazustoßen wer mag. Um die Tänzer zu ermutigen, rennen immer wieder Zuschauer zu ihnen und stecken ihnen Bonbons zu. Diesen Brauch finde ich sehr schön und er erinnert mich ein bisschen an die Faschingsumzüge bei uns zu Hause.

Oft sitzen wir abends mit unserem Nachbarn zusammen, unterhalten uns, spielen Karten, hören Musik oder schauen Filme an. Aus irgendeinem Grund ist Bollywood hier sehr beliebt.

Wenn wir abends etwas unternehmen wollen, es aber keinen Tanz auf dem Marktplatz gibt, gehen wir in einen Biergarten, entweder bei uns um die Ecke oder im Nachbardorf. Bier ist eines der wenigen Dinge, bei denen wir hier eine große Auswahl finden. In Alédjo sind mir bisher sieben verschiedene Biersorten begegnet. Bei vielen anderen Dingen fehlt mir die Auswahl ein bisschen. Was glaubt ihr, wie froh wir waren, als wir gestern zum ersten Mal seit wir hier sind Paprika bekommen haben?

 

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Mi

12

Sep

2012

Das Internet lässt auf sich warten

Ich habe lange nichts von mir hören lassen, weil wir zur Zeit kein Internet haben. Wir wollten den Anbieter wechseln und haben unseren alten Internetstick an jemand anderen weitergeben. Jetzt sind aber die Sticks sogar in Cotonou, der grössten Stadt des Landes vergriffen. Sonst geht es mir weiterhin sehr gut. Mehr, wenn wir wieder Internet haben.

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So

26

Aug

2012

Mein Tagein-Tagaus

Jetzt, wo ich mich schon ein bisschen eingelebt habe, kann ich euch meinen Tagesablauf beschreiben. Unter der Woche stehe ich gegen 8.00 Uhr auf und hole Wasser aus dem Brunnen, wenn Stephan das nicht schon getan hat. Dann geht’s unter die Dusche. Das funktioniert so, dass ich mit einer kleinen Schüssel Wasser aus dem Eimer schöpfe und es über mich gieße. Zum Frühstück trinken wir zur Zeit Kakao aus Wasser und Milch- und Schokoladenpulver und essen Brot mit Nutella aus Deutschland. Die Beniner kochen drei mal am Tag und am Morgen gibt es schon Reis oder Pâte. Das ist ein Brei aus Maismehl. Aber ich ziehe bisher den Schlaf einem warmen Frühstück vor.

Um 9.00 Uhr gehen wir zu ADRIA, unserer NGO. Im Moment üben wir mit unseren Kollegen Word und Excel oder lernen etwas über die Abrechnung der Kredite und Geldeinlagen. Ab Morgen werden wir mit dem Informatikunterricht für die Kinder aus Alédjo und den umliegenden Dörfern anfangen.

Gegen 13.00 Uhr gehen wir wieder nach Hause und kochen. Es gibt ziemlich oft Reis mit Tomaten und Zwiebeln, wahlweise auch Nudeln mit Tomaten und Zwiebeln. Wir lernen aber nach und nach, wie wir die leckeren beninischen Gerichte zaubern können. Ein Teil des Geheimnisses scheint zu sein, sehr viel Öl und viel Salz zu benutzen. Nach der Mittagspause geht es zwischen 15.00 und 16.00 Uhr weiter, je nachdem wie viel zu tun ist.

Oft gehen wir nach der Arbeit auf den Markt, um einzukaufen. Tomaten und Zwiebeln dürfen natürlich nicht fehlen. Alle sechs Tage ist in Alédjo ein relativ großer Markt, zu dem auch viele Menschen aus den umliegenden Dörfern kommen. Aber auch sonst gibt es immer ein paar Frauen, die ihre Produkte verkaufen. Abends heißt es wieder Kochen und Abspülen. Ich muss zugeben, dass manchmal Klischee-WG-Zustände herrschen und sich unser Geschirr in der Ecke stapelt. Weil wir aber nicht so viel Geschirr haben, hält sich das auf natürliche Weise in Grenzen. Spätestens am zweiten Tag haben wir keine Tassen mehr, aus denen wir unseren Kakao trinken können.

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Mo

20

Aug

2012

Wir feiern Ramadan!

Gestern haben wir das Ende des Fastenmonats Ramadan gefeiert. Dazu waren wir am Morgen bei einem großen offenen Gebet der Muslime und haben mit ihnen zusammen gebetet. Ich habe aus dem Augenwinkel die Menschen um mich herum beobachtet und alles so gut ich konnte nachgemacht. Auf der einen Seite habe ich mich ein wenig fremd gefühlt, auf der anderen Seite war ich Teil eines großen Ganzen, wie die anderen auch. Generell habe ich das Gefühl, dass das Miteinander der Religionen hier sehr gut funktioniert. Es ist kein Problem, wenn ein Muslim und eine Christin verheiratet sind oder umgekehrt. An Maria Himmelfahrt hatten alle frei, heute müssen wir nicht zur Arbeit gehen, weil gestern das Ramadan-Fest war. Das ist ein weiterer positiver Aspekt. Weil es in Benin nicht eine Mehrheitsreligion gibt, werden die Feiertage der Muslime, der Christen und der Animisten gehalten.

Zum Mittagessen waren wir bei unserer Chefin eingeladen, die hier alle Maman nennen. Ich fand es sehr schön, dass wir mit ihr und ihrer Familie zusammen feiern durften. Sie meinte nur, es wäre doch ihre Pflicht als Mama, dafür zu sorgen, dass wir gemeinsam Ramadan feiern und sie hat gesagt: „Ihr habt jetzt zwei Mamas. Eine deutsche und eine afrikanische.“ Ich denke ihr könnt nachvollziehen, warum ich mich hier gut aufgehoben fühle.

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Sa

18

Aug

2012

Die ersten beiden Wochen in Alédjo

Endlich haben wir einen Internetstick. Ich muss zugeben, dass mir das Internet doch ein bisschen gefehlt hat. Vielleicht war es aber euch genau das richtige, um sich ohne ständige Verbindung zum gewohnten Umfeld ein bisschen einzuleben.

Am 4. August haben wir Cotonou verlassen, um in unsere Projektorte zu fahren. Mit einem Reisebus, wie ich sie auch aus Deutschland kenne. Klimatisiert, mit einer digitalen Uhr an der Decke, blauen Vorhängen an den Fenstern und einem Kuschel-Ernie, der am Spiegel vor der Windschutzscheibe baumelte. Die Straße, auf der der Bus fährt, ist im Süden sehr gut. Weiter nördlich musste der Busfahrer immer wieder Schlaglöchern ausweichen, ließ sich davon aber nicht in der Geschwindigkeit beeinträchtigen. Von der Hauptstraße aus fährt man ungefähr eine halbe Stunde mit dem Auto bis Alédjo. Wir (das heißt mein Projektpartner Stephan und ich) wurden hier sehr herzlich empfangen und ich habe mich sofort wohl gefühlt.

Ich weiß nicht, ob es an Benin generell oder daran liegt, dass wir in einem Dorf leben, aber es kommen oft Kollegen vorbei, um uns hallo zu sagen und zu gucken, wie es uns geht oder Kinder, mit denen wir Karten spielen. Dass man vorbei kommt, ohne sich vorher zu verabreden, kenne ich von zu Hause kaum, aber es gefällt mir sehr gut.

In der ersten Woche haben wir die umliegenden Dörfer besucht und wurden dort den Autoritäten vorgestellt. Jedes Dorf hat einen gewählten Chef, der sich um politische Fragen kümmert und einen Chef, der den Königstitel trägt und Traditionshalter ist. Einen Tag waren wir in der nächst größeren Stadt, weil die NGOs der Umgebung dort eine Demonstration für die Rechte von Frauen und Kindern organisiert haben. An einem Abend hat unsere NGO auf dem Marktplatz in Alédjo eine Leinwand aufgebaut und es wurde ein Film über „Planning Familiale“ gezeigt. Ich habe leider nichts verstanden, weil der Ton in einer Lokalsprache war. Aber „Planning Familiale“ heißt, dass die Familien nur so viele Kinder bekommen sollen, wie sie sich leisten können. Mir haben schon mehrere erzählt, dass Familien hier arm werden, weil sie zu viele Kinder haben. Für manche hier ist das ein revolutionärer Gedanke und auch wenn es logisch ist, hatte ich davor noch nie darüber nachgedacht.

 

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Mo

13

Aug

2012

Für die, die sich wundern, warum hier nichts Neues kommt

Leider müsst ihr euch bis zu meinem nächsten Eintrag noch ein bisschen gedulden. Hier in Alèdjo kann man keinen Internetstick kaufen und es dauert noch, bis wir wieder in die nächst grössere Stadt kommen. Ich darf jetzt gerade das Internet meiner NGO benutzen, spätestens Ende August hab ich dann selber welches und kann meinen Blog weiter schreiben. Mir geht es sehr gut.

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Mi

01

Aug

2012

Auf Tuchfühlung mit Benin

Ich bin am Montagabend gut in Cotonou angekommen. Zusammen mit neun anderen Freiwilligen habe ich hier ein Orientierungsseminar, bis wir am Samstag in unsere Projektorte fahren. Ich fühle mich sehr wohl im Moment, muss aber dazu sagen, dass wir sehr gut behütet sind. Im positiven Sinne. Würde man mich jetzt alleine auf den Straßen von Cotonou aussetzen, wäre ich heillos überfordert. Aus dem einfachen Grund, dass die Stadt, wie jede andere auch ihren eigenen Regeln folgt, die man als Fremde_r nicht kennt. Um die Anzahl der Fettnäpfchen, in die wir sicherlich treten werden, zu minimieren, haben wir schon die ersten Lektionen in „beninischer Kultur“ bekommen. Ein Beispiel: Wenn man bei jemandem ankommt, bekommt man anscheinend oft ein Glas Wasser. Auch wenn man das Wasser nicht trinken möchte, nimmt man es an und nippt alibimäßig daran, weil es unhöflich wäre, es abzulehnen.

Natürlich gibt es noch viel mehr solcher Verhaltensregeln, genau wie in Deutschland. Nur fallen sie mir dort nicht auf. Ich möchte jetzt aber nicht mehr von ihnen schreiben, weil ich sie noch nicht selbst erlebt habe. Ich kann euch noch sagen, dass ich noch nicht ganz realisiert habe, dass ich für ein ganzes Jahr hier sein werde. Ich freue mich aber jetzt schon, die Kultur selbst zu entdecken und bin sehr gespannt auf Samstag, wenn ich mein neues Zuhause kennen lerne.

 

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So

29

Jul

2012

Abschiedsschmerz und Vorfreude

Morgen geht es los. Ich fliege nach Benin.

Was soll ich sagen, wenn ich mich für ein Jahr von jemandem verabschiede, der mir sehr wichtig ist? "Wir sehen uns in einem Jahr"? Oder doch lieber "Bis bald", damit es sich nicht so schlimm anhört? Abschied nehmen tut weh.

Auf der anderen Seite ist da die Vorfreude, die aufkommt, wenn ich meine gepackten Koffer ansehe, wenn ich das Visum in meinem Reisepass begutachte, wenn ich an die Ankunft in Cotonou denke...

"Für dich wird die Zeit ganz schnell vergehen.", hat jemand zu mir gesagt. Das kann ich mir gut vorstellen. Denn im Moment überwiegt die Vorfreude und ich fühle mich bereit, mich in einen Strom aus neuen Eindrücken zu stürzen.

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