Die ersten beiden Wochen in Alédjo

Endlich haben wir einen Internetstick. Ich muss zugeben, dass mir das Internet doch ein bisschen gefehlt hat. Vielleicht war es aber euch genau das richtige, um sich ohne ständige Verbindung zum gewohnten Umfeld ein bisschen einzuleben.

Am 4. August haben wir Cotonou verlassen, um in unsere Projektorte zu fahren. Mit einem Reisebus, wie ich sie auch aus Deutschland kenne. Klimatisiert, mit einer digitalen Uhr an der Decke, blauen Vorhängen an den Fenstern und einem Kuschel-Ernie, der am Spiegel vor der Windschutzscheibe baumelte. Die Straße, auf der der Bus fährt, ist im Süden sehr gut. Weiter nördlich musste der Busfahrer immer wieder Schlaglöchern ausweichen, ließ sich davon aber nicht in der Geschwindigkeit beeinträchtigen. Von der Hauptstraße aus fährt man ungefähr eine halbe Stunde mit dem Auto bis Alédjo. Wir (das heißt mein Projektpartner Stephan und ich) wurden hier sehr herzlich empfangen und ich habe mich sofort wohl gefühlt.

Ich weiß nicht, ob es an Benin generell oder daran liegt, dass wir in einem Dorf leben, aber es kommen oft Kollegen vorbei, um uns hallo zu sagen und zu gucken, wie es uns geht oder Kinder, mit denen wir Karten spielen. Dass man vorbei kommt, ohne sich vorher zu verabreden, kenne ich von zu Hause kaum, aber es gefällt mir sehr gut.

In der ersten Woche haben wir die umliegenden Dörfer besucht und wurden dort den Autoritäten vorgestellt. Jedes Dorf hat einen gewählten Chef, der sich um politische Fragen kümmert und einen Chef, der den Königstitel trägt und Traditionshalter ist. Einen Tag waren wir in der nächst größeren Stadt, weil die NGOs der Umgebung dort eine Demonstration für die Rechte von Frauen und Kindern organisiert haben. An einem Abend hat unsere NGO auf dem Marktplatz in Alédjo eine Leinwand aufgebaut und es wurde ein Film über „Planning Familiale“ gezeigt. Ich habe leider nichts verstanden, weil der Ton in einer Lokalsprache war. Aber „Planning Familiale“ heißt, dass die Familien nur so viele Kinder bekommen sollen, wie sie sich leisten können. Mir haben schon mehrere erzählt, dass Familien hier arm werden, weil sie zu viele Kinder haben. Für manche hier ist das ein revolutionärer Gedanke und auch wenn es logisch ist, hatte ich davor noch nie darüber nachgedacht.

 

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