Von Motorradtaxis und anderen Taxis



Dieses Wochenende haben Stephan und ich zum ersten Mal ein wenig den Norden Benins erkundet. Am Freitag nach der Arbeit sind wir zu zwei anderen Freiwilligen gefahren und haben für den Weg dorthin zwei Motorradtaxis genommen, die hier „Zem“ genannt werden. Mitten auf dem Weg hatte mein Zem eine kleine Panne. Die Kette ist herausgesprungen. Ich saß also am Straßenrand und habe zugesehen, wie der Zemfahrer fluchend an seinem Motorrad geschraubt hat. Noch vor zwei Monaten wäre ich von der Situation total überfordert und gestresst gewesen, aber inzwischen habe ich mich hier so gut eingelebt, dass ich in in aller Ruhe auf der Straße sitzen und warten konnte, bis das Motorrad repariert war.

Bei den anderen Freiwilligen haben wir einen sehr schönen Abend verbracht. Ich fand es interessant einmal zu sehen, wie andere Freiwillige leben und es ist schön, sich auszutauschen und von lustigen und schwierigen Erfahrungen zu erzählen, die man gemacht hat. Am Samstag sind wir zusammen weitergefahren zu zwei anderen Freiwilligen, weil eine davon ihren Geburtstag gefeiert hat. Dabei bin ich zum ersten Mal Taxi gefahren. Das hieß in einem Auto mit acht Plätzen saßen zwölf Erwachsene, drei Kinder und ein Hahn und der Lehrling des Chauffeurs saß auf dem Dach. Von dem Sack Zwiebeln, der unter anderem unter dem Lehrling verstaut war, wehte immer wieder ein strenger Geruch herein und wenn die Straße bergauf führte, hatte unser überladenes Auto etwas zu kämpfen.

Ich habe überlegt, ob ich überhaupt von der Taxifahrt schreiben soll, weil sie meiner Meinung nach genau den Klischee-Afrika-Storys entspricht, die viele Reisende erzählen, weil sie natürlich von dem berichten, was ihnen außergewöhnlich und abenteuerlich vorkam.

Aber solche Taxifahrten gehören hier genauso zu meinem Leben, wie klimatisierte Busse. Als ich am Freitag auf dem Zem saß und die Fahrt durch die tolle Landschaft genossen habe, dachte ich darüber nach, dass dieses Land im „fernen Afrika“, von dem ich immer geträumt habe, im Moment mein Zuhause ist. Und eigentlich ist es gar nicht so fremd, wie ich es mir vorgestellt hatte.

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Kommentare: 1
  • #1

    Hajo Müller (Montag, 05 November 2012 20:15)

    Hallo Katharina,
    es ist ja irre, was du alles erlebst. Was für eine unglaubliche Erfahrung!!! Das wirst du immer im Herzen tragen. Coole Aktion, gemütlich daneben zu sitzen, während andere schrauben... natürlich ohne großartig mithelfen zu wollen. Relax, don´t do it.
    Ich denke, du musst auch mal was von der Heimat hören, zumindest von den ganz großen Dingen. Aaaaalso, letzten Wochenende gab es den doppelten Nord-Süd-Gipfel. Ich weiß, du zitterst schon vor Aufregung, daher gleich die Ergebnisse:
    - 1860 gegen den glorreichen und heldenhaften FC St. Pauli 0 : 2 (AUSWÄRTSSIEG, YEAH BABY!!!)
    - HIV (die vonne Vorstadt bei die Müllverbrennungsanlage, wo´s stinken tut) gegen den FC Bayern 0 : 3 (VOLL VERKACKT)
    Du siehst, ich vergesse eben die wirklich wichtigen Dinge nicht!
    Gaaaaaaaaaanz liebe Grüße
    Hajo