Heute ist heute - mein Weihnachten in Alédjo

Mein Weihnachtsmorgen begann damit, dass ich zur Arbeit ging. Ich fühlte mich alles andere als weihnachtlich gestimmt, aber das war gar nicht so schlimm. „Wenn ich an zu Hause denke, macht mich das ein bisschen traurig, aber eigentlich nur ein ganz kleines bisschen.“, habe ich in mein Tagebuch geschrieben. Weil man so wenig von Weihnachten gespürt hat, war es so, als brauche ich es hier auch gar nicht.

Mittags haben sich die Türen von ADRIA geschlossen. Erstens wegen des Festes, zweitens weil Markttag war. Der Markt ist für mich jedes Mal wieder ein Highlight und ich liebe es, dort Zeit zu verbringen. Aber ein andermal mehr zum Markt. Hier in Benin feiert man am 25. Weihnachten. Weil für mich aber der 24. der besondere Tag ist, meinte ich zu einem Freund, ich möchte am Abend nicht zu Hause sitzen, sondern etwas unternehmen. Er hat ein paar Kumpel zusammen getrommelt und wir sind in einen Biergarten im Nachbardorf gegangen und haben getanzt und sehr viel gelacht. „Aujourd'hui, c'est aujourd'hui.“, hat ein Freund gesagt. Heute ist heute. Und irgendwie hatte der Abend etwas Magisches für mich. Mein Heiligabend, so ganz anders als all die anderen bisher, aber trotzdem wunderschön.

Unglücklicherweise musste ich mich am folgenden Tag um 9 Uhr aus dem Bett quälen. Denn an Weihnachten wird doch in die Kirche gegangen. Und danach, so wie ich die Feste in Benin bisher erlebt habe, wird gegessen. Ich war bei einem Kollegen eingeladen – er gehört zur christlichen Minderheit hier in Alédjo. Im Wohnzimmer hingen Weihnachtsgirlanden, eine blinkende Lichterkette und solche Luftballons, die man bei uns auf dem Jahrmarkt kaufen kann. In Deutschland hätte ich das ein bisschen kitschig gefunden, aber diese Weihnachtsinsel in Alédjo fand ich dann doch schön. Als ich gut gefüllt mit leckerem Essen den Heimweg antreten wollte, wurden wir gleich noch einmal eingeladen. Der Mann meiner Friseurin hat meinen Kollegen mit seiner Frau eingeladen und mich gleich dazu. Ich muss sagen, dass ich diese Gastfreundschaft, die hier alltäglich ist, vorher selten so erlebt habe. Und ich habe ein zweites Mal Mittag gegessen. Danach bin ich sehr zufrieden nach Hause gekugelt. Aber in Deutschland ist es doch auch nicht anders. Oder wollt ihr mir erzählen, dass ihr zumindest zu den Weihnachtsfeiertagen nicht mal das eine oder andere Portiönchen zu viel verdrückt?

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