In fünf Monaten - Gedanken zum Jetzt und Danach

Heute in fünf Monaten werde ich die letzten Stunden in Benin verbringen. Die letzten Stunden in dem Land, das mich ein Jahr begleitet hat, in dem ich meine erste WG hatte, in dem ich zum ersten Mal für lange Zeit weit weg von zu Hause war, in dem ich den ersten Geburtstag ohne Mama und Papa verbracht habe. Es bleiben mir noch fünf Monate, aber die Halbzeit ist schon überschritten – ein guter Moment, um eine Zwischenbilanz zu ziehen. Bevor ich hierherkam, hat mich die Frage beschäftigt, ob ich mich verändern werde, wie ich mich verändern werde, wie sehr ich mich verändern werde. Darauf eine Antwort zu finden ist schwer, vielleicht sogar unmöglich. Aber darüber nachgedacht habe ich trotzdem.

In diesem Jahr bin ich zum ersten Mal tief in eine für mich neue Kultur eingetaucht, was mir auch zum ersten Mal die Möglichkeit gab, mein Leben in Deutschland aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Was mich hier sehr beeindruckt und was ich auf alle Fälle mitnehmen werde, ist die Kultur des Grüßens. Es gefällt mir, sich Zeit zu nehmen für eine Begrüßung, bei Menschen zu Hause vorbeizuschauen, um kurz Hallo zu sagen oder jemanden anzurufen aus dem selben Grund. Außerdem habe ich das Gefühl, ich bin flexibler geworden, muss nicht ständig im Voraus planen, kann vormittags übers Mittagessen nachdenken und nachmittags übers Abendessen und wenn es anders kommt ist es auch gut. Ich habe gelernt, wie wichtig es mir ist, Zeit zu haben, und, dass ich auch zurück in Deutschland darauf achten möchte, mir diese Zeit zu nehmen. Aber im Grunde bin ich immer noch die gleiche Kathi wie davor. Wenn ich zurückkomme, werde ich sehen, wie ich meine Zeit hier, die Erfahrungen, die ich gemacht habe, in mein Leben in Deutschland einflechten kann und ich bin sicher, dass ich immer von diesem Jahr profitieren werde – jetzt, wo ich hier bin und auch danach noch.

Aber bis „danach“ ist es noch eine lange Zeit, die ich in vollen Zügen genießen will, weil sie dann doch so schnell vorbei geht. Heute Abend gehe ich mit Freunden auf den Markt im Nachbardorf und esse „Agaou“, anscheinend eine Art frittierter Bohnenbrei. Obwohl ich nun fast sieben Monate hier bin, gibt es nämlich immer noch viele Dinge, die ich noch nie gegessen habe und Agaou gehört dazu.

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Kommentare: 1
  • #1

    Anne (Mittwoch, 27 Februar 2013 09:36)

    Ich wünsche Dir, dass Du die Kraft findest, alle diese schönen Dinge für Dich beizubehalten und sie in dir weiter zu tragen. Und guten appetit beim Agaou essen! LG Anne