ADRIA - Der Film

Freitagabend 23.50Uhr. Der Beginn einer durchmachten Nacht. Ishaq, Junior und Floris sichten Interviews, schneiden, schreiben den Textteil. Stephan und ich übersetzen. Cola und Kaffee sind unsere treuen Begleiter, Stromausfälle unerwünscht.

Um die NGO und ihre Aktivitäten vorzustellen, wollte ADRIA einen Dokumentarfilm drehen lassen. Ishaq, ein Freund von uns, macht professionell Filme und kam zusammen mit Junior und Floris, die an der Filmhochschule in Cotonou studiert haben, nach Alédjo. Am Anfang erstellten wir eine Liste mit allen zu interviewenden Personen, aus der unser Filmteam einen Plan mit den Fragen und Schauplätzen der Interviews machte. Danach folgten zweieinhalb Filmtage. Ich fand es interessant zu sehen, wie die verschiedenen Menschen sich vor der Kamera verhalten, wobei ich bei meinem Interview ziemlich aufgeregt war. Bloß, weil ich beim Reden in eine Linse gucke und weiß, dass alles, was ich sage, aufgezeichnet wird. Ich konnte beobachten, dass der Bürgermeister aus Nervosität mit seinem Stuhl vor und zurück wippte und habe gemerkt, dass der König von Alédjo unglaublich souverän wirkt und viel Humor hat. Auch die Arbeit des Filmteams zu beobachten, fand ich sehr interessant. Welche Bilder, welche Ausschnitte nehmen sie, wie stellen sie ihre Fragen und vor allem wie wird aus dem gesammelten Material ein Dokumentarfilm?

Anscheinend ist die Montage die größte Arbeit. Aus der einen mehr oder weniger durcharbeiteten Nacht wurden zwei. Dazu der ganze Samstag und jetzt, am Sonntagmorgen ist noch immer viel zu tun. Das erinnert mich an die Layoutarbeit in unserer Schülerzeitung, die manchmal einfach kein Ende nehmen wollte. Bei der Arbeit am Film kommen Stephan und mir die Rollen der Übersetzer zu. Ich sehe das als Herausforderung, auch weil wir die Interviews in den Untertiteln nicht wörtlich übernehmen, sondern uns auf das Essenzielle konzentrieren wollen.

Im ADRIA-Team hat man gespürt, dass alle sehr zufrieden waren. Die Stimmung ist immer gut, aber während dieser Filmwoche war sie geradezu ausgelassen. Unsere Chefin hat mehr Witze gemacht als sonst, wir haben noch mehr gelacht und es war sehr schön. Auch mit den drei Jungs aus dem Filmteam haben wir eine schöne Zeit verbracht. Wir saßen in unserem Pavillon, haben Musik gehört, geredet, Bier getrunken. Ich habe mich ein bisschen wie im Zeltlager in Deutschland gefühlt. Ich habe mit meinen Freunden in Alédjo wunderschöne Momente erlebt, wir waren zusammen picknicken, haben zur Musik aus dem tragbaren Radio getanzt. Ich habe eine Stimmung genossen, die ich so in Deutschland noch nicht erlebt hatte. Mit den jungen Leuten aus Cotonou habe ich eher eine Stimmung wie mit Freunden in Deutschland erlebt und erst jetzt ist mir aufgefallen, dass mir das gefehlt hat. Das sind natürlich ganz persönliche Eindrücke, die ich nicht generell auf die Jugendlichen aus Alédjo oder Cotonou beziehen kann. Ich will auch nicht sagen, dass die Stimmung mit den einen oder anderen besser war. Ich habe sie einfach unterschiedlich erlebt, was mir erst jetzt klar wurde.

In einer Stunde soll der Film, zumindest die französische Version fertig sein. Ich bin gespannt. Ihr bekommt natürlich sofort Bescheid, wenn ihr ihn im Internet bewundern könnt.

Von links nach rechts: Ishaq, Junior, Floris und Aliou (ein Freund von uns und Ishaqs Bruder) bei der ersten Besprechung zum Film
Von links nach rechts: Ishaq, Junior, Floris und Aliou (ein Freund von uns und Ishaqs Bruder) bei der ersten Besprechung zum Film
Floris filmt die Frauengruppen von Alédjo, die im Hof von ADRIA ein Lied für die Kamera singen.          © Junior
Floris filmt die Frauengruppen von Alédjo, die im Hof von ADRIA ein Lied für die Kamera singen. © Junior
Eine Frauengruppe in Akaradè hat sich auf die Weiterverarbeitung von Maniok als gemeinsame Aktivität spezialisiert. © Junior
Eine Frauengruppe in Akaradè hat sich auf die Weiterverarbeitung von Maniok als gemeinsame Aktivität spezialisiert. © Junior
Die Montage des Films ist harte Arbeit, das Schlafdefizit vorprogrammiert.
Die Montage des Films ist harte Arbeit, das Schlafdefizit vorprogrammiert.

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Kommentare: 2
  • #1

    Anne (Montag, 06 Mai 2013 16:35)

    Ich liebe euer Engagement!!! Tausend Dank für so viele unbezahlbare Ideen.
    Ich wünsche euch ganz viel Glück, dass alles geklappt hat! Denke an euch - und nochmals: DANKE!!!

    KUSS, Anne

  • #2

    Maria (Mittwoch, 29 Mai 2013 23:44)

    toll, dass Du jetzt immer Fotos an Deine Einträge hängst. Aber ein Film gibt natürlich nochmal einen ganz anderen Eindruck. Bin schon sehr gespannt.